Thunfisch, geräuchert
Da stiess der Wal das Dichterschiff
Mit Schwung in das Korallenriff
Korallen quillten quellten quallten
Die Dichter konnten sich entfalten.
Der Walfisch jedoch schwamm davon
Ergriff mit Grimm sein Telefon
Um schnell den Notfall anzuwählen
Da fiel ihm ein: Ich kann nicht zählen.
Sein Freund, der Thunfisch, schwamm herbei
Und zeigte ihm das Eins, Zwei, Drei
Der Wal verbeugte sich mit Wucht
Und schmiss den Thunfisch in die Bucht.
Die Dichter dachten: Doch, das geht!
Der Thunfisch hatte ja die Wahl
Und wer den Walfisch nicht versteht
Der landet flugs im Hospital.
Den Dichtern ist das schnurzegal
Sie lieben Thunfisch und nicht Wal
So tun sie, was den Thunfisch quält
Denn was im Dichterleben zählt
Ist göttlich essen und nicht: Moral .
Andreas Aebi, Dezember 2015
Im Glase der Geist
Um Mitternacht erwacht die Kunst
Des Künstlers Geist braucht nämlich Dunst
Um seine Kunst mit Gunst zu paaren
Das weiss die Wissenschaft seit Jahren.
Des Tags sind Künstler meist verklemmt
Am Morgen Sorgen und viel Schlummer
Sie brauchen Stoff, der sie enthemmt
Und sie befreit von Alltags Kummer.
Ob Dichter, Maler, Komponisten:
In ihren Säcken, Taschen, Kisten
Und öfters auch in bunten Flaschen
Lässt sich der Geist der Kunst erhaschen.
Ob rauchen, saufen oder kiffen
Manch einer hat erst dann begriffen
Wie frei denn die Gedanken schweben
Sobald wir unser Glas erheben.
So schwebt die Kunst in einer Wolke
Und fragt sich einer aus dem Volke
Was denn so mancher Künstler treibe
So hält ein Vers den Kerl vom Leibe.
Sein Fehler ist, dass er nicht säuft
So sieht er nicht, was droben läuft
Dem Dichter freilich ist das wurst
Die Kunst ist müde. Sie hat Durst.
Andreas Aebi, Dezember 2015
Der Keiler Fritz
Der dichte Wald wurde licht und lichter
Und so erkannte Fritz die Dichter
Sie schürften wild im Dreck herum
Der Keiler fragte sich: Warum?
Nun kennen wir seit Menschens Zeiten
Den Hang des Dichters zu verbreiten
Dass nur dem Dichter wirklich munde
Was sich so wälzt in tiefem Grunde.
Denn nur was tief im Sumpfe stecke
Mit dickem Drecke sich bedecke
Sei wirklich Dichters Tafel wert
Wer anders denke, sei verkehrt.
Sie fressen Schnecken, Würmer, Trüffel
Und kriegen keineswegs nur Rüffel
Denn im Gedicht wird Dreck zu Gold
Was schmutzig scheint, wird plötzlich hold.
So suhlen sie sich tief ins Loch
Der Keiler Fritz, der denkt jedoch
Sobald sie meine Trüffel haben
Werd’ ich sie allesamt im Loch vergraben.
Denn wer im Sumpf sich ständig suhlt
Damit nach grossem Ruhme buhlt
Riskiert am Ende Kopf und Kragen
Da musst du nur den Keiler fragen.
Andreas Aebi, Dezember 2015
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